Adam Back: 5 unerwartete Prognosen zur Bitcoin-Entwicklung

Bitcoin hält sich standhaft oberhalb der Marke von 100.000 US-Dollar, die SEC zeigt sich vermehrt geneigt gegenüber Krypto, und sogar etablierte Wirtschaftsexperten überdenken ihre Kritikpunkte. Trotzdem verbleiben zahlreiche ungeklärte Aspekte bezüglich der Zukunft der führenden Krypto-Währung. Welche Gefahren drohen Bitcoin im Jahr 2025, kann eigenverantwortliche Verwahrung sich langfristig gegenüber ETFs durchsetzen und wie realitätsnah ist die Vorstellung einer Hyperbitcoinisierung tatsächlich? Antworten gibt Bitcoin-Vordenker Adam Back, Geschäftsführer von Blockstream und Mitentwickler des Proof-of-Work-Mechanismus.
1. Weltweit zeichnet sich ein Trend zu einer wohlwollenderen Regulierung von Krypto ab, sodass ein BTC-Verbot vom Tisch zu sein scheint. Welche sind die bedeutendsten verbleibenden Risiken für Bitcoin?
Die regulatorischen Unwägbarkeiten haben abgenommen, ebenso wie die technologischen, da sich die Tests verbessert haben, Fehler behoben werden und die Benutzerfreundlichkeit zunimmt. Aber natürlich gibt es Themen, von denen die Menschen Kenntnis nehmen und sich daher sorgen, die meiner Ansicht nach jedoch nicht so alarmierend sind, wie beispielsweise die Auswirkungen von Quantencomputern auf die Sicherheit von Signaturen.
Dies ist ein Forschungsgebiet der Physik für eine spezielle Art von Rechnerarchitektur, aber wir sind voraussichtlich ein bis drei Jahrzehnte von dem entfernt, was als kryptografisch relevant bezeichnet werden kann. Durch das Post-Quanten-Signaturverfahren, einen neuen internationalen Kryptographie-Standard, oder ähnliche Normen, kann Bitcoin zudem unkompliziert eine optionale Methode zum Ausgeben hinzufügen. Sollte Quantencomputing irgendwann Wirklichkeit werden, ist es jedenfalls nicht notwendig, alle Coins zu transferieren, sondern man kann das bisherige System einfach ausrangieren.
Lest auch

BTC-Hausse gewinnt an DynamikAdam Back: Warum der Bitcoin-Kurs um 1.000 Prozent steigen könnte2. Sie wurden als Kryptograph im Bitcoin-Whitepaper erwähnt. Warum dauerte es trotzdem einige Jahre, bis Sie sich eingehender mit dem Thema befassten und selbst BTC erwarben?
Ich war seinerzeit an einigen der früheren elektronischen Geldsysteme beteiligt. Aufgrund dieser Erfahrung und des Einsatzes von Kryptographie konnte ich verstehen, wie Bitcoin funktionieren sollte. Und es wirkte durchaus umsetzbar. Eine Frage, die sich mir jedoch stellte, war: Wird es sich erfolgreich durchsetzen? Kann es sich ausbreiten und einen Wert generieren? Denn anfangs gab es keinen Preis für BTC, nur Leute, die mit ihrer CPU schürften und einige Coins als Hobby zum Vergnügen transferierten. Daher wollte ich zunächst abwarten und beobachten, ob es sich etablieren kann.
Mir schien das Risiko damals noch ziemlich erheblich, dass das Interesse schlichtweg nicht ausreicht, damit sich Bitcoin dauerhaft halten kann. Irgendwann gab es eine Nachricht darüber, dass BTC die Marke von 1 US-Dollar überschritten hatte und dass ungefähr 10 Millionen Coins generiert worden waren. Kurze Zeit später kostete ein BTC jedoch schon 100 US-Dollar und die Marktkapitalisierung lag bei über einer Milliarde US-Dollar. Daher dachte ich, dass ich bereits zu lange gezögert habe und Bitcoin sich schon ausreichend konsolidiert hat. Also vertiefte ich mich in das Thema, um mehr von der Technologie zu verstehen und den Rückstand aufzuholen.
3. Wenn immer mehr Leute indirekt in Bitcoin investieren, beispielsweise über einen ETF von BlackRock – was bedeutet das für das Thema Selbstverwahrung?
Für die Netzwerksicherheit ist es nach wie vor von großer Bedeutung, dass es genügend Bitcoin-Nutzer gibt, die nicht unbedingt technische Experten sein müssen, aber die Kontrolle über ihre eigenen BTC haben. Und die zudem auf die Entwicklungen achten und bereit sind, aktiv zu werden, wenn sie etwas bemerken, das ihnen missfällt, und das Problem einer breiteren Öffentlichkeit erläutern. Die ETFs bieten in erster Linie eine verbesserte Zugänglichkeit und bringen neue Interessenten zu Bitcoin, die nun über einen Anruf bei ihrem Broker investieren können. Und dann existiert natürlich eine noch größere Gruppe von Menschen, die überhaupt nicht aktiv investieren, sondern nur dann wirtschaftlich profitieren, wenn Bitcoin zu ihren Rentenfonds oder ihren Altersvorsorgeplänen hinzugefügt wird. Dies beginnt derzeit in einem sehr frühen Stadium. Die Bitcoin-Strategiefirmen sind nochmal ein anderes Thema.

4. Viele Bitcoin-Maximalisten sind davon überzeugt, dass wir einen Prozess der Hyperbitcoinisierung erleben werden. Wie genau könnte dies vonstattengehen?
Es handelt sich teilweise um eine marktpsychologische Theorie. Wir wissen also nicht wirklich, was genau geschehen wird, aber ich denke, es ähnelt der Hyperinflationsterminologie, sodass man einen Effekt hat und dieser plötzlich extrem wird und alles umwälzt. So etwas könnte vor allem in einem Land mit einer hohen Inflation, 20 Prozent pro Jahr oder mehr, geschehen. Und wenn dann viele Einheimische beginnen, sich dagegen zu wehren, indem sie ihre Landeswährung veräußern und Bitcoin erwerben, dann werden andere die Situation beobachten und feststellen: “Also, mein Cousin hat sein Geld mit Bitcoin viel besser aufbewahrt. Vielleicht sollte ich das ebenfalls so handhaben”.
Wenn sich das Ganze dann rasend schnell verbreitet, könnte es letztendlich eine Hyperinflation der Währung auslösen. Aus der Perspektive der Personen, die ihre wirtschaftlichen Aktivitäten in dieser Währung abwickeln, würde man also sagen, dass es sich um eine Hyperbitcoinisierung handelt. Die Alternative dazu ist jedoch, dass sich Bitcoin als Sparinstrument allmählich etabliert und die nationalen Währungen parallel dazu weiterbestehen. Schließlich erreicht Bitcoin dann eine Sättigung, also eine vollständige Akzeptanz, wenn es beispielsweise mit Gold gleichzieht.
5. Wie hoch steigt der Bitcoin-Kurs bis Ende 2025?
Es ist immer schwierig, den Bitcoin-Kurs kurzfristig einzuschätzen. In diesem Zyklus, also in den kommenden zweieinhalb Jahren oder bis zum nächsten Halving, könnten wir 500.000 bis 1.000.000 US-Dollar sehen. Möglicherweise erleben wir bereits bis zum Ende des Jahres 2025 rund 200.000 bis 250.000 US-Dollar, aber das ist sehr schwer vorauszusagen. Dennoch denke ich, dass die aktuellen etwa 105.000 US-Dollar [Gespräch im Juni 2025] für einen Bitcoin nicht sehr viel sind, wenn man bedenkt, dass wir bereits 73.500 US-Dollar vor dem vierten Halving-Event im April letzten Jahres erreicht hatten.
Und dann gibt es eine immense Menge an positiven Nachrichten von Finanzinstituten, die neue Produkte auf den Markt bringen, und von verschiedenen Regierungsorganisationen, die ihre jeweiligen Regularien verbessert haben. Weil der Bitcoin-Markt sehr reflexiv ist, werden die Leute ab einer gewissen Schwelle kaufen, wenn sie sehen, dass der Kurs steigt, dann wird es in den Finanznachrichten gezeigt, und dann werden sie mehr kaufen, und der Kurs wird weiter steigen, und Bitcoin wird in den Finanznachrichten präsent bleiben. So kann es zu einer kurzen Phase kommen, in der der Kurs ansteigt, eben weil der Kurs ansteigt.
Empfohlenes Video Warum niemand Bitcoin wirklich verbessern kann – Adam Back

Redaktioneller Hinweis: Der Artikel erschien zuerst am 23. August 2025 und wurde vor der Neuveröffentlichung inhaltlich überprüft. Wenn ihr mehr von Adam Back lesen möchtet, findet ihr hier beide Teile des vollständigen Interviews, das BTC-ECHO mit dem Krypto-Urgestein auf der BTCPrague25 geführt hat:
Teil 1: “Ich dachte, ich wäre bei Bitcoin schon 2013 zu spät”
Teil 2: So könnte Bitcoin eine Hyperinflation auslösen
Eine Quelle: btc-echo.de



